Der Gemeinderat muss den Ulmer Mittelstand mehr würdigen

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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

jedes Jahr besucht der Ulmer Gemeinderat die Wissenschaftsstadt. Dieser Besuch soll den Austausch und Kontakt zwischen der Ulmer Kommunalpolitik und Ulmer Wirtschaft fördern. Wenn wir Ulm als wichtigen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort erhalten wollen, ist dies eine richtige und wichtige Initiative, denn eine starke Wirtschaftsleistung in Ulm schafft Arbeitsplätze, bringen Steuergelder, locken weitere Investoren, machen die Stadt robuster vor Wirtschaftskrisen und fördern so alles in einem die Lebensqualität in der Stadt. Gerade in Zeiten von anstehender Rezession, steigenden Energiepreisen und einem Arbeitskräftemangel muss Politik die Bedürfnisse der Wirtschaft stärker anhören, um den Wohlstand in Ulm zu erhalten.

Die FDP-Fraktion im Gemeinderat Ulm hält das aktuelle Vorgehen dabei für zu einseitig gewichtet, denn: Wirtschaftskraft in Ulm ist nicht nur Wissenschaftsstadt oder Donautal. Wir erkennen die Relevanz und Innovationskraft in der Wissenschaft an, gleichzeitig führt eine einseitige Versteifung auf Besuche in der Wissenschaftsstadt dazu, dass der Kontakt mit anderen Unternehmen in der Stadt abbricht und diese nicht ebenbürtig wahrgenommen werden. Die Ulmer Kommunalpolitik fokussiert die Wissenschaftsstadt und weitere große Player in Ulm (v.a. jene im Donautal) einseitig, ohne den kleinen, verstreuten Unternehmen, welche sich nicht besonders in der IHK oder der Wissenschaftsstadt engagieren ebenfalls Aufmerksamkeit zu widmen. In der Masse sind es aber diese Unternehmen, die das Steuereinkommen sichern und festigen. Deshalb braucht es ein drittes Standbein neben den Formaten des Besuchs der Wissenschaftsstadt und Donautalconnect.

Der Ulmer Wirtschaftsmotor findet sich im Mittelstand und ist damit weit gestreut. In unseren Augen ist dies eine große Stärker unserer kommunalen Wirtschaftsstruktur, denn so gibt es keine einseitige Abhängigkeit von einzelnen, sondern ein stabiles Fundament für die Stadt. Gerade hier braucht es eine stärkere Vernetzung und Verzahnung mit der Ulmer Kommunalpolitik um alternative Ideen, Hidden Champions und die Innovationsleistung in unserer Stadt stärker zu fördern, denn ein reger Austausch sichert nicht nur den Wirtschaftsstandort Ulm nachhaltig, sondern würdigt auch die Rolle der Ulmer Mittelständer. Hierfür wollen wir nicht nur die Begrenzung der jährlichen Besuche des Gemeinderats in der Wissenschaftsstadt aufheben und auf das gesamte Ulmer Stadtgebiet ausweiten, sondern auch weitere alternative Möglichkeiten zum Vernetzen einrichten, wie beispielsweise ein Ulmer Wirtschaftsforum.

Zusammenfassend bitten wir die Stadt Ulm um:

  • Analog zum jährlichen Besuch des Ulmer Gemeinderats in der Wissenschaftsstadt zukünftig auch zu Unternehmen außerhalb der Wissenschaftsstadt Kontakte aufbauen
  • Dabei besonders jene Unternehmen berücksichtigen, welche weder zu den Big Playern zählen noch durch die IHK oder Wissenschaftsstadt besonders repräsentiert werden
  • Weitere alternative Möglichkeiten zur Vernetzung zwischen kommunaler Politik und Wirtschaft einzurichten, beispielsweise durch ein Ulmer Wirtschaftsforum

Mit freundlichen Grüßen

Erik Wischmann,       Ralf Milde,                         Wolfgang Stittrich
Fraktionsvorsitzender, Stv. Fraktionsvorsitzender, Stv. Fraktionsvorsitzender